Surenenpass

Archäologie und Geschichte in Attinghausen

Die Urner Wüstungsforschung ist abgeschlossen: 7 Jahre Feldforschung, Archivrecherchen und Laborauswertungen sind auf 208 Seiten zusammengefasst und  mit 220 Abbildungen veranschaulicht. Entstanden ist ein umfassendes Kompendium zur Archäologie und Geschichte Attinghausens, wie es wohl für kaum eine andere Schweizer Berggemeinde vorliegt. Der Librum-Verlag hat eigens eine neue Buchreihe ins Leben gerufen «Archäologische Prospektion – Archaeological Survey». Der Surenenpass ist Band Nr. 1.

Geologie, Palynologie, Radiokoarbondatierungen und Mikromorphologie bilden das naturwissenschaftliche Fundament dieses Forschungsprojekt. Eine wissenschaftliche Dokumentation der Fundstellen – Wüstungen, Höhlen und Balmen – sowie ein Katalog archäologischer Streufunde skizzieren das Leben im alpinen Gelände von der Bronzezeit bis in die jüngere Vergangenheit. Ergänzt werden die Beiträge um einen Bericht über die Sanierung der Burgruine Attinghausen und die Verkehrsgeschichte rund um die Passhöhe.

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Marion Sauter (Hg.), Surenenpass. Archäologie und Geschichte in Attinghausen, Hochwald 2016 (mit Beiträgen von Ulrike Gollnick, Jean Nicolas Haas, Walter Imhof, Urs Leuzinger, Chistine Pümpin, Jochen Reinhard, Marion Sauter, und Peter Spillmann)

Buchvernissage «Surenenpass. Archäologie und Geschichte in Attinghausen» am 10. Juni 2016, 18.30 h im Schulhaus, Attinghausen

Das Buch ist im Buchhandel oder bei librumstore.com erhältlich.

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«Surenenpass. Archäologie und Geschichte in Attinghausen»
→ denkmalpflege-schweiz.ch 1.6.2016

«Archäologische Funde werden dokumentiert»
→ Neue Urner Zeitung 1.6.2016

«Buch und Infotafel präsentiert»
→ Neue Urner Zeitung 13.6.2016

«Ein Werk voller Rosinen und Erkenntnisse»
→ Urner Wochenblatt 15.6.2016

«Architektur meets Archäologie»
→ Hochschule Luzern 2 | 2016

«HSLU-Studenten  spürten uralte Siedlungen auf»
→ 20min Luzern 27.7.2016

Streifzüge Archäologie

Der zweite Band der Schweizer Buchreihe «Ausflug in die Vergangenheit» führt in die Urschweiz. Dargestellt werden die Grundlagen der Archäologie sowie 16 abwechslungsreiche Spaziergänge beziehungsweise Wanderungen zu archäologischen Fundstellen und historischen Bauwerken in den Kantonen Ob- und Nidwalden, Uri und Schwyz. Ein besonderer Forschungsschwerpunkt liegt in den vier Bergkantonen in der alpinen Archäologie, in der Höhlen-, der Balmen und der Wüstungsforschung. Neben den Fund-Highlights, wie etwa dem Goldschatz von Erstfeld oder der Pfahlbausiedlung in Stansstad-Kehrsiten, führen die Streifzüge daher auch in abgelegene Gebiete und laden zu spannenden Erkundungstouren ein.

Die vier Urschweizer Kantone unterhalten keine eigenen archäologischen Fachstellen. Die obligate Baubegleitung und die Forschung werden von externen Experten getragen – unter anderem von den Autoren. Das Buch ist für daher ein wichtiges Instrument, die Öffentlichkeit zu informieren, das Interesse an der Archäologie zu wecken und somit den Fachbereich in der Urschweiz zu stärken.

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Marion Sauter (Hg.), Ausflug in die Vergangenheit. Archäologische Streifzüge durch die Urschweiz, Hochwald 2015 (mit Beiträgen von Christian Auf der Maur, Jean Nicolas Haas, Walter Imhof, Hans Jörg Kuhn, Urs Leuzinger, Marion Sauter, Peter Spillmann und Lukas Wallimann)

Buchvernissage «Ausflug in die Vergangenheit. Archäologische Streifzüge durch die Urschweiz» am 15. Mai 2015, 18.30 h im Haus für Kunst, Altdorf

Das Buch ist im Buchhandel oder bei librumstore.com erhältlich.

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«Buch thematisiert Archäologie in der Urschweiz»
→ Neue Urner Zeitung 9.5.2015

«Auf den Spuren der Archäologen wandeln»
→ Urner Wochenblatt 9.5.2015

«Ein neues Wanderbuch der speziellen Art»
→ Urner Wochenblatt 20.5.2015

«Routen für Archäologen»
→ Schweizer Familie 28.5.2015

Forschungsgrabung Geissrüggen

Das Gelände rund um den Attinghauser Surenenpass weist fast keine natürlichen Schutzräume wie Höhlen oder Balmen auf. Es ist daher davon auszugehen, dass auf dem Weg zur Passhöhe seit jeher Hütten unterhalten wurden – der älteste Streufund datiert um 1450 v. Chr., gefolgt von römischen Münzen.

Der Grat unterhalb des Surenenpasses umfasst zwei Siedlungsschwerpunkte sowie mehrere solitäre Hüttenfragmente. Die Mehrzahl der Ruinen scheint aufgrund ihrer geringen Größe und der Einfassung mit Pferchanlagen mittelalterlich zu sein. Eine Anlage auf dem Geissrüggen auf 1911 m ü.M. deutete hingegen auf eine Entstehung in prähistorischer Zeit hin.

Nach der ersten Datierung einer Feuerstelle aus dem 7. Jh. v.Chr. wurde der Siedlungsplatz im Sommer 2013 partiell ausgegraben. Die Datierung in die hallstattzeitliche Epoche konnte durch weitere Feuerstellen gesichert werden. Die gewaltige Dimension des Baus spricht jedoch nicht für eine Alphütte, sondern eher für einen Kontrollposten in bester Aussichtslage.

Der Siedlungsplatz Geissrüggen ist das älteste dokumentierte Gebäude im Innerschweizer Alpenraum.
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Prospektion 2014 – Leitung: Dr. Marion Sauter und PD Dr. Urs Leuzinger, Amt für Archäologie, Thurgau

Grabung 2013 – Grabungsleitung: Dr. Marion Sauter und PD Dr. Urs Leuzinger, Amt für Archäologie Thurgau – Palynologische Analyse: Prof. Dr. Jean Nicolas Haas, Institut für Botanik / Universität Innsbruck – Fotodrohnenflug: Jochen Reinhard, Amt für Archäologie Zug – Metallprospektion: Romano Agola, Ramsei

Luftaufnahmen 2012: Markus Kaech und Severin Walpen, Hochschule Luzern – Technik & Architektur

Prospektion 2009: Dr. Marion Sauter und Studierende, Hochschule Luzern – Technik & Architektur
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Presseberichte 2013–2014
→ Urner Wochenblatt 12.7.2014
→ Urner Wochenblatt 13.8.2014

→ Pressespiegel (TV, Radio, Print & Online)
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Marion Sauter (Hg.), Surenenpass. Archäologie und Geschichte in Attinghausen, 2016
für Librum-Publishers & Editors Ltd., Hochwald (mit Beiträgen von Urs Leuzinger, Jean Nicolas Haas, Peter Spillmann u.a.)

Marion Sauter, Spätmittelalterliche und neuzeitliche Alpnutzung zwischen Surenenpass und der Blackenalp, Gemeinde Attinghausen UR,
in: Jahrbuch Archäologie Schweiz 2015, S. 145–153 (mit Urs Leuzinger und Jean Nicolas Haas)

Marion Sauter, Eine hallstattzeitliche Gebäudestruktur auf 1911 m. ü.M. am Weg zum Surenenpass, Attinghausen UR, Siedlungsplatz Geissrüggen,
in: Jahrbuch Archäologie Schweiz 2014, S. 153–168 (mit Urs Leuzinger und Jean Nicolas Haas)

Dammweg Urnerboden

Die wichtigste Grundlage zur Rekonstruktion historischer Verkehrswege bildet in der Schweiz die seit 1870 in unzähligen (Neu-) Auflagen veröffentlichte Siegfriedkarte. Umso größer war die Überraschung, als offensichtlich wurde, wie sehr die Siegfriedkarte auf der Alp Urnerboden von der Realität abweicht (Bl. Linthal, 1877ff.).

Anders als auf der Siegfriedkarte dargestellt, wurde der sumpfige Talkessel der größten Schweizer Alp über einen akkurat gefassten Dammweg erschlossen. Die Streckenführung dürfte dem seit 1437 dokumentierten Prozessionsweg entsprechen: Der Dammweg zog sich geradlinig an der nördlichen Talflanke entlang und war bis zum Ausbau der «Schächentalstraße» in der Mitte des 19. Jahrhunderts das aufwendigste Teilstück des gesamten Saumpfads über den Klausenpass – entsprechend den Gefahren, die von den ausgedehnten Moorflächen des Urnerbodens ausgingen. Erst eine aufwendige Entwässerung machte in den Jahren 1893 bis 1899 den Bau der Klausenstraße quer über den Urnerboden möglich. In der Folge reduzierten sich auch die Moorflächen erheblich.

Die Klausenstraßenbauer nutzten das massive Trassee des Dammwegs als Materialgrube. 1940 planierte ein verheerender Lawinenabgang ein weiteres Teilstück. Die verbliebenen Teilstücke dieses eindrucksvollen historischen Verkehrswegs gerieten in Vergessenheit.
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Dokumentation: Marion Sauter und Christian Auf der Maur, ProSpect GmbH, Aarau
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Marion Sauter, Der Dammweg auf dem Urnerboden – ein IVS-Update, in: Via Storia 1/2014, S. 18–25 (mit Christian Auf der Maur)
Marion Sauter, Saumpfad – Lini – Speedway. Die Erschließung des Klausenpasses, 2016 (mit FX. Brun (Fotografie) und Marc Philipp / l‘ équipe visuelle (Grafik))

Siedlungsplatz Studenbergliwald

Der Studenbergliwald bedeckt die Kuppe der Hochterrasse Haldi. Die Besonderheit des Areals liegt in der moderaten Höhenlage von 1150 m ü.M., der Schnittstelle zwischen ganzjährig und temporär genutzten Siedlungsplätzen. In der Regel wurden/werden hier nicht mehr benötigte Bauten eingeebnet oder überbaut. Im Studenbergliwald hat jedoch der rasch nachwachsende Wald die Ruinen bewahrt.

Schriftquellen zur Besiedlung von Haldi finden sich seit dem 15. Jahrhundert. Mit der Abkurung der Pfarrei Schattdorf von der Urner Urpfarrei Bürglen 1537 musste eine Gemeindegrenze festgelegt werden: Sie zieht sich quer durch den Studenbergliwald und wurde mit einer Mauer zementiert – ein in Uri außergewöhnliches Prozedere.

Der Fokus der Dokumentation lag in zwei typähnlichen Siedlungsplätzen auf der Bürgler Seite, jeweils bestehend aus einem großen, hangseits eingetieften Geviert und einem an einen Felsblock angelehnten Kleinbau. Unmittelbar nach dem Ausräumen der ersten großen Ruine ergab sich ein klarer Befund: Es handelt sich um einen neuzeitlichen Großviehstall, erkennbar an einem Plattenbelag mit abgesetztem Mittelgang. Der Kleinbau besitzt hingegen gemauerte Wandnischen und ist somit als (temporärer) Wohnbau identifiziert. Nun stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang der kleinen Bautengruppe und dem Grund der Aufgabe dieses günstig gelegenen Siedlungsplatzes im ausgehenden 18. Jahrhundert …
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Dokumentation: Dr. Marion Sauter und Brigitte Andres (Wüstungsforschung Berner Oberland), unterstützt von Romano Agola, dem Zivilschutz Uri und der SWR Geomatik AG, Altdorf

→ Urner Wochenblatt 27.7.2013

Alpine Wüstungsforschung

Die alpine Wüstungsforschung befasst sich mit historischen Alpsiedlungen: Nicht mehr benötigte Alpgebäude werden in der Regel nicht eingeebnet oder überbaut. Ihre Überreste zeugen somit noch über Jahrhunderte von der Transhumanz, der Erschließung des alpinen Bereichs als temporäres Siedlungsgebiet.

Zwischen 2008 und 2014 konnten mit Unterstützung des Muotathaler Speläologen Walter Imhof und 30 Studierenden der Hochschule Luzern im Rahmen von Prospektionskampagnen mehr als 500 Wüstungsplätze, Höhlen und Balmen inventarisiert werden. Die Objekte sind in einer Datenbank im Urner Staatsarchiv in Altdorf erfasst.

Eine Schwierigkeit der Wüstungsforschung stellt die Typologisierung der stark verstürzten Bauten dar. Während ehemalige Kühlkeller aufgrund ihrer Lage und Pferche aufgrund ihrer oftmals groben Mauerung recht gut zu erkennen sind, ist die Funktion ehemaliger Alphütten (Wohnbau, Stall oder Lager?) selten auf den ersten Blick zu bestimmen. Hier bildet die Erfahrung von Gewährsleuten eine große Hilfestellung.

Zwei Areale wurden als Forschungsschwerpunkte definiert: zum einen das Ruinenfeld im Studenbergliwald auf Haldi auf 1150 m. ü.M., zum anderen der am Surenenpassweg gelegene Geissrüggen auf 1950 m ü.M. Der Kanton Uri ermöglicht hier im Sommer 2013 eine archäologische Forschungsgrabung.
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Marion Sauter, Wüstungsforschung im Kanton Uri (3 Bde). Altdorf 2009–20110

→ Urner Wochenblatt 22.8.2012
→ Urner Wochenblatt 15.8.2009
→ Neue Urner Zeitung 12.8.2009